Jan Gerwien für Moschwitz: Junger Bürgermeister
für jungen Ort
Nicht nur bei der Lichtregie in der Vogtlandhalle hat Jan Gerwien das Sagen,
sondern nun auch in Moschwitz:
Der 30-Jährige ist der neue Ortsteilbürgermeister im Greizer Ortsteil. Foto:
Katja Grieser
Der am Sonntag gewählte Jan Gerwien will für die Moschwitzer da sein.
Greiz-Moschwitz. Jan Gerwien scheint es nicht fassen zu können. "Ich bin total
überrascht", sagt der 30-Jährige. Gut zwölf Stunden nach seiner Wahl zum
Ortsteilbürgermeister von Moschwitz sitzt er immer noch kopfschüttelnd da. "Ich
hätte nicht geglaubt, dass ich es schaffe", sagt er mit Blick auf die 50 Prozent
der Stimmen, die mindestens für ihn abgegeben werden mussten. Und das, obwohl er
nicht einmal kandidiert hat: Die Moschwitzer mussten deshalb ihren
Wunschkandidaten auf den Wahlzettel schreiben.
Und bei 96 Moschwitzern stand Gerwiens Name, sie wollen ihn an der Spitze ihres
knapp 400-Seelen-Ortes sehen - das reichte aus. Gerwien ist dankbar für das
Vertrauen in ihn, obwohl er sich eigentlich schon dagegen entschieden hat, als
Bürgermeister anzutreten. Vorgänger Dieter Kießling hatte ihn gefragt und nach
einer Bedenkzeit lehnte Jan Gerwien ab. "Ich habe gesagt: Ich bin zu jung",
erzählt der sympathische Greizer, der seit zwei Jahren inMoschwitz wohnt.
Gerüchten, dass man ihn überredet hätte, widerspricht er. "Irgendwann war es
einfach so", erinnert er sich. Sowohl sein Vorgänger als auch der Ortsteilrat
würden voll hinter ihm stehen und hätten ihm Unterstützung zugesagt. "Darauf
freue ich mich und bin dankbar dafür", so der neue Ortsteil-Chef.
Die neue Aufgabe lässt ihm noch weniger Freizeit, weiß Jan Gerwien, der in der
Vogtlandhalle als Beleuchtungsmeister arbeitet. Nebenbei lässt er sich noch zum
Mechatronikmeister ausbilden. "Das bedeutet, dass ich dreimal pro Woche nach
Chemnitz muss", erzählt der Wahl-Moschwitzer, der weitere ehrgeizige Ziele
verfolgt. So möchte er Meister für Veranstaltungstechnik werden, eine
entsprechende Ausbildung steht auf seiner Agenda.
Obwohl Jan Gerwien aus der Stadt Greiz stammt, habe es ihn schon immer ins
ländlicheMoschwitz gezogen. Für ihn und seine Frau, mit der er seit 15 Jahren
zusammen ist, habe immer festgestanden, dass sie nach Moschwitz ziehen. Vor zwei
Jahren haben sie dann einen kleinen Hof gekauft und sich in dem Ortsteil
niedergelassen. "Wir fühlen uns sehr wohl", betont der parteilose, ehrenamtliche
Bürgermeister, der seit ein paar Monaten auch Mitglied der Freiwilligen
Feuerwehr ist.
Wenn Jan Gerwien über Moschwitz spricht, klingt das wie Schwärmerei. Der
Zusammenhalt sei klasse, es gebe viele junge Leute im Ort, regelmäßig könnten
Neu-Moschwitzer begrüßt werden, immer wieder wachsen neue Häuser. "Anders als
anderswo" bezeichnet der junge Mann die Entwicklung in Moschwitz und hofft
natürlich, dass das so bleibt.
Mit entsprechendem Elan will er die Sache als Ortsteil-Chef auch angehen.
Zunächst einmal steht eine Bestandsaufnahme an, die er gemeinsam mit seinem
Vorgänger und dem Ortsteilrat vornehmen möchte. Große Änderungspläne für
Moschwitz hat er nicht, "es ist doch alles schön hier", findet er. Natürlich
will er sich darum bemühen, dass das weiterhin so bleibt. Er wünscht sich
deshalb nicht nur Unterstützung durch die gewählten Vertreter, sondern auch
durch die Moschwitzer, denen er als Ansprechpartner gern zur Verfügung stehen
möchte. "Ich werde wohl meine Handynummer im Ort verteilen", so Jan Gerwien, der
hofft, dass er den an ihn gestellten Erwartungen gerecht wird.
Daran hat Dieter Kießling keinen Zweifel. Er war jahrelang mit Leidenschaft
Ortsteilbürgermeister von Moschwitz, bis ein Umzug ihn zwang, das Mandat
niederzulegen. Dass sich kein Nachfolger finden wollte, ließ Kießling keine
Ruhe. Er entspannte sich erst, als er in Jan Gerwien einen Mann gefunden hatte,
dem er die Aufgabe zutraute. "Ich denke, dass er es packt", sagte er am
Sonntagabend im Wahllokal in der Kita in Moschwitz. Aufmerksam verfolgte Dieter
Kießling die Auszählung der Stimmen, "ich will schließlich wissen, wer mein
Nachfolger wird", sagte er. Als sich abzeichnete, dass Gerwien künftig die
Geschicke im Ortsteil leiten wird, machte sich Erleichterung bei Dieter Kießling
breit. Und auch den anwesenden Ortsteilräten, für die der 30-Jährige ebenfalls
Wunschkandidat war, fiel ein Stein vom Herzen.
Ouelle OTZ Greiz